Pension Schöller - 2002
Posse in drei Aufzügen
nach Carl Laufs u. Wilhelm Jacoby
in einer Einrichtung vonHorst Willems
Der Rentier Klapproth kommt zu Besuch aus der Provinz in die Großstadt und möchte etwas erleben, um seine Stammtischbrüder beeindrucken zu können.In seiner Provinzzeitung hat er gelesen, dass es in der Großstadt neuerdings Institute für Geisteskranke gibt, die wie Hotels geführt werden, und in denen die "Irren" sogar abendliche Soiréen abhalten. Sein sehnlichster Wunsch ist es, einmal die Insassen eines solchen "Institutes" hautnah zu erleben; möglichst solche, die sich für den Kaiser von China halten. Er bittet seinen Neffen Albert, ihm diesen Herzenswunsch zu erfüllen. Dieser ist zwar sehr bemüht, aber noch fehlt die zündende Idee. Da erzählt ihm der Kellner Eugen, dass sein Onkel in der Pension Schöller regelmäßig Gesellschaftsabende gibt. Als Alfred seinen Onkel zum Gesellschaftsabend der Pensionsgäste mitnimmt, unter denen sich in der Tat merkwürdige Personen befinden, nimmt die Posse ihren Lauf ...
Mitwirkende
Philipp Klapproth; Rentiert Herbert Schroers
Ulrike Sprosser, seine Schwester Ulla Schürmann
Alfred Klapproth, sein Neffe Jochen Steinbis
Fritz Bernardy, Großwildjäger Klaus Ramakers
Josephine Krüger, Schriftstellerin Ingrid Schmitz
Gröber, Major a.D. Manfred Schmitz
Schöller, ehemaliger Musikdirektor Bernd Bausen
Amalie Pfeffer, seine Schwägerin Monika Weitz
Friederike, ihre Tochter Christa Korschefski
Eugen Rümpel, Neffe von Schöller Hansi Engels
Regie: Helmut Schmitz
Regieassistenz: Helmut Heckenbach
Souffleuse: Gisela Steinbis
Pressestimmen
Viel Applaus für "Pension Schöller" der Gillbachbühne
Ein Provinzler und seine Pensions-"Insassen"
Evinghoven. Mit der Entscheidung für den Schwank „Pension Schöller" ist Regisseur Helmut Schmitz und Dramaturg Helmut Heckenbach vom Theaterverein Gillbachbühne ein regelrechter Glücksgriff gelungen. Dafür spricht nicht allein der Zuschauerandrang, der dem Ensemble in den vergangenen Tagen regelmäßig ein ausverkauftes Haus bescherte. In der stilecht zum Theatersaal umfunktionierten Turnhalle wurde den Fans Unterhaltung vom Allerfeinsten geboten, was diese denn auch mit geradezu tosendem Applaus honorierten. Die von Horst Willems neu gestylte, im Original mehr als 100 Jahre alte Posse aus der Feder von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby hatte ihre Qualitäten als Evergreen zuletzt beim Düsseldorfer Kom(m)ödchen unter Beweis stellen können - das dem Evinghovener Ensemble auch die Originalkostüme seiner Aufführung zur Verfügung stellte.
Die Schauspieler beeindruckten durch überzeugende Leistungen - etwa Bühnenchef Herbert Schroers in der Hauptrolle des Rentiers Philipp Klapproth und Hansi Engels als angehender Schauspiel-Schüler Eugen Rümpel. Historisch ist das Stück in den 70-er und 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts angesiedelt, wobei das Berlin der „Gründerzeit" für den erlebnishungrigen Provinzler Klapproth eine Wundertüte der besonderen Art darstellt. Allzu gern möchte er nämlich seine Stammtischbrüder mit Berichten aus Instituten für Geisteskranke beglücken, von denen er bislang nur aus der Zeitung wusste, dass sie wie Hotels geführt werden. Durch seinen Neffen Alfred Klapproth (Jochen Steinbis) erhält er Zugang zur Pension Schöller, die in der Tat eine Ansammlung von illustren Gestalten mit recht ungewöhnlichen Charaktereigenschaften ist. Des Provinzlers - erst am Ende des Stücks restlos aufgeklärter - Irrtum besteht freilich darin, sie für geisteskrank zu halten, was merklich auf ihn selbst abzufärben beginnt. Der hyperaktive Großwildjäger Fritz Bemhardy (Klaus Ramakers) hat ihn mit der Einladung für einen Abstecher in den Wilden Westen beglückt, die vorwitzige Schriftstellerin Josephine Krüger (Ingrid Schmitz) verdankt ihm die Inspiration für einen neuen Roman, der mit dem Satz „Auf dem Meeresgrund rauschten die Wälder" beginnen soll, während Major a.D. Gröber (Manfred Schmitz) das Gespräch mit Klapproth wie jedes andere auch mit einer Aufforderung zum Duell beschließt. Womöglich am meisten setzt ihm Amalie Pfeiffer (Monika Weitz) zu, die Schwägerin des Pensions-Inhabers Schöller (Bernd Bausen). Um ihre etwas schüchterne Tochter Friederike (Christa Korschefski) unter die Haube zu bringen, legt sie einen Elan an den Tag, der selbst den etwas begriffsstutzigen Klapproth zweifeln lässt, wer nun wirklich in den Hafen der Ehe einlaufen möchte.
Nachdem alle Konflikte aufgeklärt sind, hat Eugen Rümpel am Ende seinen Sprachfehler - buchstäblich jedes "l" gerät ihm zum "n" - Philipp Klapproth vererbt, wobei der nun zumindest sprachgestörte Junggeselle auch vor weiteren erotischen Attacken Amalie Pfeiffers nicht gefeit sein dürfte - Stoff für ein anderes Stück, das Laufs und Jacoby aber nicht geschrieben haben. S.M.
[Quelle: Neuss-Grevenbroicher-Zeitung vom 7.1.2002]